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When the Smoke Clears
Min-woo & Ji-hoon # Krankenhaus # 30.07.2021 # später Abend
#1
   
  
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When the Smoke Clears
   Oh Ji-hoon   Oh Min-woo, 30.07.2021

» When the Smoke
Clears
Min-woo & Ji-hoon / Krankenhaus / 30.07.2021 /später Abend



Der Musikstudent blinzelte mühsam, als ihn das grelle Licht an der Decke des Krankenhauszimmers aus der Dunkelheit riss. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er in einen Schraubstock gespannt und ein dumpfer Schmerz durchzog seinen gesamten Körper. Jeder Atemzug war mühsam. Ein brennendes Ziehen in seiner Brust begleitete jede Bewegung seiner Rippen. Seine Glieder lagen schwer wie Blei auf der Matratze und sein Hals war trocken, als hätte er tagelang nichts getrunken.
Die Erinnerung schlug plötzlich wie eine unaufhaltsame Flutwelle über ihm zusammen und überwältigte ihn. Er sah die lodernden Flammen wieder vor sich, die sich in unheimlichem Orange und Rot an den Wänden des Hong-do Auditoriums hinaufschlängelten. Das Chaos der panischen Menge. Schreie. Das Splittern von Glas und schließlich das ohrenbetäubende Knacken, als die Decke über ihm nachgab.

Er... Er war von ihr begraben worden.

Sein Herz raste, während er diese Szenen erneut durchlebte und kurz glaubte er, dass er immer noch dort läge, unter dem Schutt begraben, mit Staub in der Lunge und einer betäubenden Last auf seinem Rücken. Seine Brust zog sich schmerhaft zusammen und er schnappte nach Luft. Ji-hoon erinnerte sich daran, wie er versucht hatte, sich zu bewegen, aber sein Körper hatte nicht gehorcht. Dann war da ein scharfer Schmerz gewesen, bis die Welt um ihn schwarz geworden war.
Seine Finger zuckten leicht, als er versuchte, sie zu bewegen, aber selbst diese kleine Geste sandte Schmerzwellen durch seine Glieder. Sein rechtes Bein fühlte sich taub an, sein linkes pulsierte, als ob es in Flammen stünde. Seine Brust war eingeschnürt, als läge noch immer ein Betonblock darauf und jeder Atemzug war verdammt anstrengend.

Die Gerüche des Krankenhauses – Desinfektionsmittel, sterile Luft – drangen in seine Nase. Aber im Gegensatz zum beissenden Rauch, der ihm zuvor die Kehle zugeschnürt hatte, war es weniger unangenehm. Sein Hals fühlte sich immer noch rau an. Vielleicht vom Rauch und Staub, den er eingeatmet hatte. Langsam öffnete er die Augen. Sein Blick war verschwommen, doch er erkannte die weißen Wände des Krankenzimmers. Trotzdem konnte er seinen Blick kaum fokussieren. Als sein Kopf sich zur Seite neigte, sah er eine vertraute Silhouette. Ein Gesicht, das so ähnlich wie seines aussah und doch so anders war. Min-woo. Selbst mit dem verschwommenen Blick erkannte er die ernste Anspannung in den Zügen seines Zwillingsbruders, die kaum zu ihm passte. Das Gefühl von Erleichterung schlich sich in Ji-hoons Herz, auch wenn es von einem dumpfen Schmerz überlagert wurde. Sein Bruder war hier. Es ging ihm gut. Ji-hoon konnte nicht anders, als ein schwaches, kehliges Lachen auszustoßen. Aber es tat weh. Also begann er zu husten. Nachdem er sich beruhigt hatte, schluckte er und zwang sich zu sprechen. „Wenn das der Himmel ist und ich tot bin…“ Seine Stimme war so kratzig, dass er sie kaum selbst wieder erkannte. „Mir tut... alles weh.“ Wieder ein heiseres Lachen. „Das ist nicht fair.“
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[Bild: r3fg8vco.png]
#2
   
  
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Min-woo konnte dieses Gefühl, welches sich langsam in ihm aufbauten so gar nicht einordnen. War es Angst? Oder gar sogar Panik? Ein Gefühl, welches er so noch nie gespürt hatte - und ungerne noch einmal spüren wollte. Sein Körper war in einen Schockzustand geraten als die Flammen im Hong-do Auditorium ausbrachen. Im ersten Moment hatte der Studierende gar nicht reagieren können. Wie erstarrt saß er im ersten Moment auf seinem Stuhl als alle Leute um ihn herum anfingen hysterisch zu schreien, aufzuspringen und sich in Richtung Ausgang zu drängen. Schnell weg von dem Geschehen und auch schnell weg von den gefährlichen Flammen und den Gefahren, die diese mit sich brachten. Erst einen Moment später kam auch Min-woo dieser Gedanke. Erst dann als er sich wieder bewegen konnte und nicht mehr von Schock erstarrt war. Sein erster Gedanke war jedoch nicht so schnell wie möglich selbst hier rauszukommen, sondern seine Gedanken sprangen direkt zu seinem Zwillingsbruder. Wo war Ji-hoon? Sein Kopf drehte sich schnell zu allen Seiten, suchend nach seinem Bruder, welcher hier irgendwo sein musste. Er lief gegen die Menschenmasse, kämpfte gegen sie an und fragte die ein oder andere Person. Selbst Han-bin, welcher ihm entgegenkam, hielt er auf, um sich zu erkundigen, wo sein Bruder war. Doch auch hier wusste niemand, wo Ji-hoon war. Immer mehr Panik stieg in ihm auf und auch als er ihn, unter Trümmern begraben fand, schwächte seine Panik nicht ab. Seinen Bruder so verletzt zu sehen, ließ ihn nur noch panischer werden. Kein Wunder. Egal, wie schwierig es momentan zwischen ihnen war, aber sein Zwilling war noch immer die Person, die ihm am nächsten stand und ihn zu verlieren, war eine Horrorvorstellung, die sich Min-woo gar nicht weiter ausdenken wollte.

Keine Minute wich der Koreaner seinem Zwilling von der Seite. Sorgte immer dafür, dass er alles hatte, was er brauchte und, dass die Ärzte ihn auch ja ordentlich und ausreichend behandelte. Das Beste war gerade gut genug für ihn und so war Min-woo hin und wieder auch ein sehr giftiger Gast im Krankenhaus, jedoch wollte er eben sichergehen, dass es Ji-hoon gut ging und es ihm an nichts fehlte. Er saß vor seinem Bett, wartete darauf, dass er die Augen öffnete und auch, wenn er nicht in Lebensgefahr schwebte, so fühlte es sich für ihn genauso an. Seinen Bruder hier so liegen zu sehen, war wohl das Schlimmste, was sich Min-woo vorstellen konnte. Als die Augen seines Zwillings aufgingen, atmete er erleichtert aus und schmiss beim Aufstehen fast schon seinen Stuhl um, weil er so euphorisch war: "Was tust du?", wollte er von ihm wissen als er so lachte und danach hustete. Sofort eilte er zu ihm und schenkte ihm etwas Wasser ein, auch, weil seine Lippen unfassbar trocken aussahen: "Das ist nicht der Himmel.", erklärte er ihm und musterte ihn besorgt: "Du hast dir auch gefühlt alles gebrochen.", erklärte er ihm weiter, auch wenn das natürlich übertrieben war, aber genauso fühlte es sich für ihn an: "Bitte tu das nie wieder. Wo warst du bitte? Ich habe überall nach dir gesucht.", fing er an und konnte seine Tränen nun doch nicht mehr zurückhalten: "Ich habe mir tierische Sorgen gemacht.", und vor allem hatte er Angst gehabt, dass noch schlimmere Dinge passieren: "Es tut mir so leid, wie es die letzten Wochen war.", brach er unter Tränen hervor und klammerte sich an den Arm seines Zwillings.
[Bild: signatur_202.png]
#3
   
  
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Ji-hoon ließ sich wieder in das Kissen sinken, sein Körper schwer und müde von dem Kampf gegen die Schmerzen. Trotz der dichten Benommenheit, die seine Gedanken einhüllte, spürte er die drückende Spannung im Raum. Dann stand Min-woo so schnell auf, dass Ji-hoon beinah schwindlig davon wurde. Auch die Worte, die er ihm heftig entgegenschlug, waren irgendwie zu laut und verstärkten seine Kopfschmerzen. Sein Zwillingsbruder war noch nie gut darin gewesen, seine Sorgen zu verstecken. Und Ji-hoon wusste, dass er ihn nicht mit einem Witz oder einer halbherzigen Bemerkung besänftigen konnte. Es war sinnlos, zu sagen, dass alles in Ordnung war – denn es war es nicht. Das konnte er spüren. In diesem Moment waren ihm die Schmerzen jedoch nich so wichtig. Min-woo sah so geschockt aus, dass er sich erst einmal auf ihn konzentrierte. Zumindest versuchte er das. Was auch immer sie ihm für Medikamente verabreicht hatte, er hatte das Gefühl, dass er irgendwo zwischen wach und definitiv-nicht-wach gefangen war.
Ji-hoon schluckte trocken und nahm das Glas Wasser entgegen, das Min-woo ihm reichte. Vorsichtig nippte er daran. Jeder Schluck brannte in seiner Kehle. Dann richteten sich seine Augen wieder auf seinen Bruder. Seine Sorge war so allumfassend, so intensiv, als könnte Min-woo seine Schmerzen spüren. Und irgendwie war es immer so zwischen ihnen gewesen. Vielleicht lag das an ihrer Zwillingsverbindung. Wie lange war er ohnmächtig gewesen? Er hoffte, dass er Min-woo nicht all zu lange allein gelassen hatte.
„Ich erinnere mich nicht an alles“, gab er schließlich leise zu, als Min-woo ihn fragte, wo er gewesen war. Seine Erinnerungen waren irgendie ein bisschen verschwommen. „Nur daran, wie… wie die Decke über mir eingestürzt ist.“ Unbewusst schloss sich seine Finger um die Bettdecke. Ein Zittern lief durch ihn, als er sich zwang, Min-woo anzusehen. „Gibt es noch andere Verletzte? Bist du… bist du okay?“ Seine Stimme war leise, doch er konnte seine Sorgen ebenfalls nicht verbergen. Min-woo hatte sich mittlerweile an seinen Arm geklammert - was weh tat, wirklich - aber Ji-hoon schluckte nur und legte schließlich eine Hand auf Min-woos. Als er in die verweinten Augen seines Bruders blickte, brannte es plötzlich auch in seinen eigenen.

„Es tut mir so leid, wie es die letzten Wochen war.“

Nun ergiff ihn auch noch das schlechte Gewissen. Die letzten Wochen waren wirklich seltsam zwischen ihnen gewesen. Distanziert. Ji-hoon hatte immer wieder Ausreden gefunden, um Gesprächen aus dem Weg zu gehen, um Min-woos Blicke nicht sehen zu müssen. Und Ji-hoon... Er wusste, dass es größtenteils an ihm gelegen hatte. Oder... Vielleicht war es auch komplett seine Schuld. „Wieso entschuldigst du dich?“ Wieder schluckte er schwer. Dieses Mal versuchte er die aufkommenden Tränen aufzuhalten, doch es klappte nicht. Also rollten sie über seine Wangen. Er hatte keine Chance. Er konnte sie nicht aufhalten. Nicht, wenn Min-woo weinte. „Ich … ich sollte mich entschuldigen.“ Seine Finger krampften sich fester um Min-woos. „Ich hatte Angst.“ Er kniff die Augen fest zusammen. Er sprach nicht gerne über seine Gefühle und er schämte sich. „Ich habe Angst.“ Sein Herz schlug so schnell in seiner Brust, dass es sich anfühlte, als würde es ihm gleich hinausspringen. „Ich will dich nicht verlieren, Min-woo. Ich will nicht, dass... sich etwas ändert.“
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[Bild: r3fg8vco.png]




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