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Behind The Locked Door - Kang Byung-ho - 09.02.2025

TW: GEWALT, BLUT, TOD

Oh Sang-chul & Kang Byung-ho # 22.07.2021 # Seodaemun-gu
Behind The
Locked Door


Blut klebte an seiner Haut, zog dunkle Schlieren über seinen Unterarm und vermischte sich mit dem Schweiß, der ihm in den Nacken rann. Die Klinge in seiner Hand tropfte, schwer von dem, was sie gerade hinter sich hatte. Kang Byung-ho ließ den leblosen Kerl vor sich achtlos zu Boden sacken, trat einen Schritt zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Sein Atem ging schnell, aber kontrolliert, während er sich umsah.
Der Keller war stickig, die Luft schwer von dem metallischen Geruch von Blut. Der Kampf war fast vorbei, nur noch wenige der Gang Ho Pa hatten sich ihnen in den Weg gestellt und auch diese hatten keinen Widerstand mehr zu leisten. Sie lagen verstreut auf dem kalten Betonboden, manche noch mit offenen Augen, in denen das Leben gerade erst erloschen war. Irgendwann, als ihnen klar geworden war, dass sie keine Chance mehr hatten, hatten versucht zu fliehen. Allerdings waren sie von Byung-ho und Sang-chul eingeholt worden.
Byung-hos Shirt klebte unangenehm an seiner Haut. Es war dunkel vom Blut und zerrissen an der Seite, an der eine Klinge ihn erwischt hatte. Nicht tief genug, um ernsthafte Sorgen zu bereiten, aber genug, um bei jeder Bewegung ein Brennen zu hinterlassen. Er atmete durch, ließ seinen Blick kurz zu Sang-chul wandern, der ein Stück abseits stand – schweigend, aber mit derselben unerbittlichen Präsenz wie immer. Byung-ho verzog das Gesicht, als er seine Rippen spürte. Ein Schlag hatte ihn dort hart getroffen, wahrscheinlich ein Bruch. Nichts, womit er nicht umgehen konnte. Schmerzen waren ihm nicht fremd und wenn er ehrlich war, störten sie ihn weniger als das Gefühl, dass er Sang-chul in ihrem kleinen Wettbewerb nicht abhängen konnte.
Er ließ den Kopf kreisen, spürte das leichte Knacken in seinen Schultern, bevor er sich wieder bewegte. Seine Stiefel hinterließen blutige Abdrücke auf dem Boden, als er sich durch die Leichen bewegte, einen nach dem anderen mit einem kurzen Blick würdigte.

Es war ein Massaker.

Und es war verdient.

Seit Wochen hatten sie sich mit den schleichenden Problemen herumgeschlagen, mit kleinen Sabotagen, mit untypischem Widerstand. Es hatte Fragen aufgeworfen, Arbeit gemacht – jetzt war klar, warum. Die Gang Ho Pa hatten sich nicht damit abgefunden, ihr verlorenes Revier nie zurückzubekommen. Sie hatten es leise versucht, aus den Schatten heraus, in der Hoffnung, die Sa Yong Pa von innen zu schwächen. Doch das hier war die Antwort darauf.
Byung-ho ließ seine Klinge in den Halfter an seinem Gürtel gleiten und bewegte seine Finger, als wollte er testen, ob sie noch funktionierten. Alles gut. Dann fiel sein Blick auf die Tür. Massiv, aus dunklem Holz mit schweren Metallbeschlägen. Sie war tief in den Rahmen eingelassen, als hätte jemand wirklich nicht gewollt, dass sie sich leicht öffnen ließ. Die beiden Männer, die sie bewacht hatten, lagen jetzt in grotesken Winkeln vor ihr. Byung-ho schnaubte leise. Sie hatten bis zum letzten Atemzug verteidigt, was auch immer sich dahinter befand. Er trat näher, legte eine blutige Hand an das Holz und spürte, wie seine Finger leicht daran kleben blieben. Dann drehte er sich leicht zu Sang-chul um, sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. „Sollen wir nachsehen, was sich hinter der Tür verbirgt?“ Seine Stimme klang rau. Vermutlich vom vielen stoßweisen atmen. Seine Finger strichen über das kalte Metall des Türgriffs. „Vielleicht ein kleiner Schatz.“


RE: Behind The Locked Door - Oh Sang-chul - 09.02.2025

Das hier war ganz eine Party nach Sang-chuls Geschmack. Er musste sich nicht zurückhalten, sich nicht zusammen reißen und sich in irgendeiner dämlichen Atemübung verlieren. Nein, er konnte ganz einfach er selbst sein, ohne irgendwelche Filter einbauen zu müssen. Das Blut der Feinde klebte an seiner Kleidung, seinen Händen und in seinem Gesicht, vermischte sich dort mit seinem eigenen, das aus einem Cut oberhalb seiner Augenbraue sickerte. Die Schmerzen, die auch seinen Körper durchzogen, wurden von dem Adrenalin gedämpft, das durch seine Adern schoss und ihn sich so verflucht lebendig fühlen ließ. Ein breites Grinsen zierte seine Lippen, bevor er etwas Blut auf den Boden neben sich spuckte, das sich in seinem Mund angesammelt hatte.
Die leblosen Gestalten auf dem Boden gaben ihm ein unglaubliches Gefühl der Genugtuung, weil diese Pisser es nicht anders verdient hatten, als elendig in diesem Keller zu verrecken. Einer nach dem anderen. Die Deppen konnte ja gerne versuchen zu rennen, aber wo wollten sie denn hin, eh? Sich einen Tunnel aus dem Kellergewölbe buddeln, um sich dann irgendwo feige zu verstecken. Am Arsch! Gab’s nicht. Sang-chul war ebenso wild entschlossen, wie Byung-ho. Viel zu lange hatten sie sich von der Gang Ho Pa in den Kaffee rotzen lassen – heute war endgültig Schluss damit. Auch er ließ seinen Nacken kreisen, gefolgt von seinen Schultern, um die Spannungen ein wenig zu vertreiben. Sein Schweiß und die rote Suppe der anderen, ließ sein Shirt an seinem Körper kleben. Die Luft um sie herum war stickig, metallisch. Und hätte er nicht eh schon den Geschmack von Blut auf seiner Zunge, dann spätestens bei dem Atemzug, den er durch seine halb geöffneten Lippen tat.

Sein Blick ruhte auf Byung-ho, der seinen Gegner so formschön erledigte. Kein Foto, kein Gemälde könnte die rohe Gewalt derart gut zum Ausdruck bringen, wie es live zu erleben. Sang-chul atmete durch und trat über eine der Leichen hinweg, die mit ungesund verdrehtem Nacken vor ihm auf dem Boden lag, die Augen weit aufgerissen und leer. Er wischte sich seine Hände an der Hose ab, was wirklich herzlich wenig tat. Sie fühlten sich weiter klebrig an und er war sich sicher, die Klamotten, die er am Körper trug, verbrennen zu müssen. Schade, das Shirt hatte er immer gemocht… na ja, shit happens und so.
Er sah zu der schweren Holztür, die ihn an einen Eingang zu einem Kerker erinnerte – ein bisschen so, wie in diesen Mittelalterfilmen, wo sie die Menschen in diese Gewölbe schmiss und dann den Ratten überließ, die sich in jede Körperöffnung zwängen wollten. Taten die Viecher das wirklich oder war das einfach nur, um den Zuschauern ein unangenehmes Gefühl zu bereiten? Gedanken, die er abschüttelte, weil sie keinen Platz hatten. Sang-chul trat näher zu Byung-ho und der Tür, die so verführerisch vor ihnen lag. „Klar, ich will doch wissen, wofür diese Pisser ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Wehe die Scheiße lohnt sich nicht.“ Ein paar Tonnen Koks wären nice, könnte man sicher gut und für viel Kohle an irgendwelche reichen Snobs verticken. Aber ganz gleich, was hinter dieser Tür lag, es gehörte jetzt ihnen. Das Gesetz des Stärkeren wollte es so!
„Mach schon auf.“ Instinktiv hatte er sein Messer wieder gezogen, nur für den Fall, dass dahinter eine angriffslustige Überraschung auf sie beide wartete. „Vielleicht ist’s auch der Final Boss.“ Er lachte heiser auf. „Gehört dann mir.“ Die Kampfeslust war noch nicht vollkommen aus seinem Blick gewichen. Von ihm aus konnten sie auch gerne die ganze Nacht irgendwelche Arschlöcher massakrieren.
Nur war es nicht so, dass irgendein Final Boss hinter der Holztür auf sie beide wartete. Das Knarren der Tür hallte von den Wänden wider, als Byung-ho sie in seine Richtung aufzog. Sang-chul bückte sich kurz und riss einen Toten zur Seite, der nun wirklich ein wenig ungünstig im Weg lag. Dumpf fiel der Körper auf den Beton und als Sang-chul seinen Kopf wieder hob, sah er erstmal… nichts. Dunkelheit.
Das schwache Licht aus dem Gang, in dem sie beide sich befanden, tat nur wenig, um den Raum hinter der Tür zu erhellen. Allerdings reichte es aus, um einen Schatten auszumachen, der hektisch in eine der hinteren Ecken floh. Gefolgt von einem schluchzenden Wimmern. Stirnrunzelnd warf er einen Blick zu Byung-ho, bevor er sein Handy zückte und die Taschenlampenfunktion einschaltete. Das grelle Licht erleuchtete die Kammer vor ihnen und eine weibliche Gestalt, die ihr Gesicht mit einem Arm abschirmte. „Was zum Geier…“


RE: Behind The Locked Door - Kang Byung-ho - 12.02.2025

Byung-ho starrte in den Raum, sein sarkastisches Grinsen gefror langsam zu einem Ausdruck kühler Verachtung. Die junge Frau - nein, sie sah aus wie ein Mädchen - zitterte in der Ecke wie ein nasses Reh. Ihre Kleidung war schmutzig und das Gesicht von Tränen verschmiert. Sie sah aus, als hätte sie wochenlang in diesem Loch gehockt und der Geruch, der aus dem Raum quoll, bestätigte das nur. Byung-ho schnaubte verächtlich und trat einen Schritt näher. Seine Stiefel klackten laut auf dem Betonboden. „Shibal“, stieß er mit beißendem Spott aus. „Da rackern wir uns ab, schlachten halb die Gang Ho Pa ab und was finden wir? Eine heulende Prinzessin in ihrem Turm. Verdammt, Sang-chul, ich dachte, wir hätten hier wenigstens ’nen Drogenvorrat oder ’ne Waffenkammer. Aber nein, stattdessen kriegen wir das hier.“ Mit einer werfenden Handbewegung deutete er auf das Mädchen. Die schreckte zurück, als er näher kam und ihr Schluchzen wurde lauter. Byung-ho rollte mit den Augen und drehte sich zu Sang-chul um, der immer noch regungslos dastand, das Messer in der Hand und einen skeptischen Blick im Gesicht. „Was sollen wir jetzt mit der anstellen?“ Der Kang verschränkte die Arme vor der Brust. „Die sieht aus, als würde sie bei ’nem lauten Furz in Ohnmacht fallen. Soll ich sie gleich mitnehmen und ihr ’nen Teddybären besorgen? Oder vielleicht ’ne Decke und ’nen heißen Kakao?“
Sein Sarkasmus tropfte wie Säure, aber irgendwo in seinem Kopf begann sich ein Gedanke zu formen. Warum zum Teufel hatte die Gang Ho Pa diese Frau hier versteckt? Sie sah nicht aus wie eine Gangmitgliedin, eher wie jemand, die zufällig in die falsche Richtung geschaut hatte. Oder vielleicht war sie etwas wert. Eine Geisel? Eine Zeugin? Byung-ho kniff die Augen zusammen und musterte sie genauer. Sie war jung, wirklich verdammt jung. Vielleicht Anfang zwanzig oder noch jünger? Da sie ihr Gesicht gut vor ihnen zu verstecken versuchte, war es schwer zu erkennen.

„Hey, Prinzessin“, rief er ihr zu, seine Stimme scharf wie ein Messer. „Was zum Teufel machst du hier? Bist du ’ne Trophäe oder ’ne Belastung?“ Wieder zuckte die junge Frau zusammen. Aber für einen Moment verstummte auch ihr Schluchzen. Sie öffnete den Mund, aber es kam nur ein kehliges Stammeln heraus. Byung-ho seufzte theatralisch und drehte sich wieder zu Sang-chul. „Sieht so aus, als hätten wir ’ne stumme Ente erwischt. Großartig. Vielleicht sollten wir sie einfach hier lassen und die Tür wieder zumachen.“ Er war genervt. Genervt davon, dass sich hier bloß ein Mensch aufhielt und sie nicht etwas viel Interessanteres gefunden hatten. Er hatte keine Lust sich um sie zu kümmern. Trotzdem war da immer noch der Gedanke, dass sie nicht grundlos hier eingesperrt war. Also rollte er die Schultern und trat noch näher an die junge Frau heran. Die presste sich in die Ecke, als wollte sie in der Wand verschwinden. Byung-ho beugte sich vor. „Hör zu“, zischte er. „Du verrätst uns besser, warum sie dich hier versteckt haben!“
Nun rührte das Mädchen sich endlich. Ihr Atem ging so schnell, dass sich Byung-ho fragte, ob sie gleich in Ohnmacht fiel. Sie öffnete den Mund, aber es kam kein klarer Satz heraus, nur ein stammelndes, kehliges Schluchzen. „Bitte…“, brach es schließlich aus ihr hervor. „Bitte… töten Sie mich nicht…“ Byung-ho richtete sich langsam auf. Seine Mundwinkel zuckten leicht und verrieten, wie sehr ihn ihre Angst amüsierte. „Töten?“, wiederholte er sarkastisch „Wer redet denn von töten, Prinzessin? Wir sind hier nicht die Gang Ho Pa. Die haben wir gerade erst… äh, umstrukturiert.“ Er grinste breit, bevor er sich zu Sang-chul umdrehte. „Vielleicht ist sie etwas wert. Wenn nicht... finden wir bestimmt ’ne andere Verwendung für sie.“ Sie hier ihrem Schicksal zu überlassen, war keine Option. Genau so wenig, wie sie laufen zu lassen. Vielleicht hatte sie ein paar nteressante Dinge aufgeschnappt. Vielleicht zahlte ihr Daddy eine großzügige Summe für ihre Freilassung. Eines war jedoch sicher: Sie hatte ihre Gesichter gesehen und stellte somit eine Gefahr dar.


RE: Behind The Locked Door - Oh Sang-chul - 22.02.2025

Sang-chul musterte das junge Ding mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck, wie Byung-ho. Wie alt war die Kleine? Und warum musste er plötzlich für einen Augenblick an seine Schwester denken? Weg damit! Gedanken ab in die Kiste und sich auf das zitternde Etwas konzentrieren, dass aussah, als wollte es in der Wand verschwinden, gegen die sie sich presste. Bei dem Schritt, den der andere weiter in den Raum tat, drückte sie sich nur noch mehr gegen den Beton hinter sich. Der Gestank in diesem Kerker – was anderes war es ja nicht wirklich – betäubte ein wenig seine Sinne. Es roch muffig und nicht nur nach Kellermuff. Angstschweiß lag in der Luft, vermischt mit Blut und anderen Gerüchen, die er nicht weiter ergründen wollte.
Er schnaufte amüsiert bei den Worten des Kang und neigte seinen Kopf ein wenig auf die Seite. „Ich frag‘ mich, ob wir sie überhaupt gebrauchen können – die ist doch kaputt.“, sprach’s ziemlich distanziert von der Situation oder der Tatsache, das sie einem traumatischen Mädchen gegenüber standen. Zugegeben waren sie beide wohl auch nicht die beste Wahl, wenn es darum ging jemanden zu beruhigen. Wie alt genau sie war, fiel ihm schwer zu erkennen.. was auch an ihrem Zustand liegen mochte. Irgendwas zwischen halben Kind und junger Erwachsenen. Studentin vielleicht? Auslandsjahr? Spielte das überhaupt eine große Rolle? „Ich werde nicht genug bezahlt, um einen auf Babysitter zu machen.“ Das junge Ding schluchzte auf und er steckte sein Messer weg, aber weniger, um sie zu beruhigen. Er wollte einfach die Hände freihaben und sie schien ja nun wirklich keine Gefahr zu sein. Seine Schritte folgten denen von Byung-ho. Das Licht aus dem Flur hinter ihnen warf lange, dunkle Schatten auf das Mädchen, die sie beide mit so unglaublich großen Augen anstarrte.

Für den Moment überließ er Byung-ho die Bühne. „Vielleicht hat die Prinzessin sich verlaufen.“ Wohl eher weniger, aber irgendwie ein amüsanter Gedanke. Einfach mal falsch abgebogen und plötzlich in einem Keller gelandet, um vergessen zu werden, wenn sie beide hier heute kein Gemetzel angerichtet hätten. Das Glück der Kleinen – wie man es denn nahm – und das Pech für die Gang Ho Pa. Sein eigener Schatten tauchte neben dem von Byung-ho auf. Half dem Girlie sicher nicht sich zu entspannen, aber vielleicht brachte es sie dazu, mal ein paar Sätze zu formen, die irgendeinen Sinn ergaben.
Seine Hand schoss nach vorne, um sie am Kinn zu packen. Er spürte, wie sie unter seinem Griff noch mehr zur Salzsäule erstarrte, als er ihren Kopf von links nach rechts drehte, um sie noch intensiver in Augenschein nehmen zu können. Ein leichtes Lachen entkam ihm, als sein Partner in Crime von der netten Umstrukturierung sprach. „So kann man’s auch ausdrücken.“ Seine Hand sank von ihrem Kinn, aber seine Nähe zu ihr vergrößerte sich nicht. „Sag, Kleine, hat Daddy ein fettes Bankkonto? Oder warst du nur ´n nettes Spielzeug für den Zeitvertreib?“ War das ein Nicken, was er sah? Er atmete genervt durch. „Kannst du auch deine Worte benutzen? Ich habe keine Lust auf Rätsel raten.“„Meine Eltern… zahlen sicher…“, kams von ihren bebenden Lippen. Ah, also doch eine Aussicht auf ein wenig Lösegeld? Saß sie deswegen noch hier, weil man sie als Geldquelle benutzt hatte? Zugegeben konnte sie ihnen gerade auch eine Lüge auftischen, um sich irgendwie wertvoller zu machen. „Sicher? So, wie du aussiehst, sitzt du schon eine ganze Weile hier unten. Vielleicht sind Mommy und Daddy ja auch happy?“ Seine Augen wurden ein wenig schmaler, während er ihre Reaktion beobachtete.
Sein Blick glitt zu seiner Begleitung. „Nehmen wir sie mit. Ich will aus diesem Muff hier raus.“ Er griff nach ihrem Arm und zog sie ein Stückweit in seine Richtung, was nicht ohne Gegenwehr blieb. Eine Hand, die sich panisch an seine legte und Fingernägel, die sich in seine Haut bohrten. „Hör auf! Kannst auch hier bleiben. Dann machen wir die Tür wieder zu, wenn das der Prinzessin lieber ist.“„N-nein… bitte nicht..“ Oh, doch ein wenig Überlebensgeist in dem fragilen Körper.


RE: Behind The Locked Door - Kang Byung-ho - 26.02.2025

Byung-ho war sich nicht sicher, ob er sich amüsierte oder genervt war. Vielleicht beides. Auf jeden fall beobachtete er die Szene aufmerksam. Sang-chul hatte sich entschieden, das Mädchen in Augenschein zu nehmen und während er sie wie ein Stück Fleisch auf dem Markt begutachtete, lehnte Byung-ho sich gegen die Wand und zündete sich eine Zigarette an. Der Rauch stieg langsam auf und vermischte sich mit dem muffigen Gestank des Kellers. Er zog genüsslich daran, als wäre dies ein ganz normaler Abend und nicht der Moment, in dem sie eine zitternde, halb verhungerte Frau in einem verdammten Keller gefunden hatten. Die Zigarette hatte er sich verdient. Nach dem ganzen Spaß, den sie hier eben erlebt hatte. Vielleicht ließ auch langsam das Adrenalin nach.
„Kaputt?“, wiederholte er mit einem sarkastischen Unterton, als Sang-chul seine Einschätzung abgab. „Na klar ist sie kaputt. Sie wirkt wie eine Blume, natürlich hielt sie es hier unten nicht aus, ohne den Verstand zu verlieren.“ Er warf einen Blick auf das Mädchen, das immer noch wie ein gejagtes Tier in der Ecke kauerte. „Wir flicken sie einfach ein bisschen zusammen. Klebeband hier, ein bisschen Draht da und schon ist sie wieder so gut wie neu.“ Er stieß Rauch aus seinen Nasenlöchern und grinste breit.

Als Sang-chul das Mädchen am Kinn packte und ihren Kopf hin und her drehte, zuckte Byung-ho nur mit den Schultern. „Vorsicht, Sang-chul“, warnte er mit gespielter Sorge. „Wenn du zu fest drückst, fällt ihr Kopf ab. Und dann haben wir echt ein Problem.“ Er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und warf sie dann auf den Boden, wo er sie mit seinem Stiefel ausdrückte.
Schließlich stammelte das Mädchen etwas von ihren Eltern, die zahlen würden und Byung-ho hob eine Augenbraue. „Oh, da haben wir’s ja“, sagte er trocken. „Vielleicht überlässt uns Chul-hyungnim das Lösegeld. Dafür flicke ich sie sogar höchst persönlich zusammen.“ Zwar war er ebenso misstrauisch wie Sang-chul, doch er war dank dem ganzen Blutvergießen guter Laune - deshalb wollte er nicht gleich alles schwarz malen. Er stieß sich von der Wand ab, als der Jüngere das Mädchen schließlich am Arm packte. Sie schien sich ein letztes Mal zu wehren, als sie sich panisch an Sang-chul krallte. Byung-ho seufzte theatralisch. „Sieh mal an, du bekommst doch noch ein paar Kratzer ab.“

Er folgte den beiden langsam aus dem Keller, die Hände in den Taschen vergraben, während er über die Situation nachdachte. Das Mädchen war offensichtlich ein Risiko und das war nie gut. Aber wenn sie wirklich Geld wert war, dann konnte man sie vielleicht noch nutzen. Und wenn nicht… nun, dann gab es immer noch andere Möglichkeiten. Byung-ho war sich sicher, dass sie schnell herausfinden würden, was Sache war.
Auf dem Weg nach oben durchquerten sie die Gänge des Gebäudes, die mit mit leblosen Körpern und Blut übersät waren. Der Angriff war vorbei. Überall standen Gangmitglieder, einige lehnten an den Wänden, andere lachten und klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Die Stimmung war ausgelassen, fast schon feierlich. Irgendwo schrie einer: „Wir müssen das feiern!“ Ein anderer hob eine Flasche Soju, die er wohl irgendwo gefunden hatte und prostete in die Runde. Byung-ho ignorierte sie größtenteils. Sein Blick blieb starr auf den Weg vor ihm gerichtet. Sang-chul zog das Mädchen hinter sich her, während sie sich widerwillig durch die Szenerie bewegte. Es dauerte nicht lange, bis sie schließlich ohnmächtig wurde. Der Anblick ihres Sieges war wohl zu viel für sie. Sie klappte gerade an Sang-chuls zusammen, als sie das Gebäude verlassen hatten und von der angenehmen Nachtluft empfangen wurden. Byung-ho rollte mit den Augen. Er musterte das bewusstlose Mädchen, das jetzt wie ein nasser Sack an Sang-chul hing. „Schwaches Ding. Kann nicht mal ’nen Sieg ertragen, ohne umzukippen.“ Er trat näher und musterte sie mit einem spöttischen Blick. „Wenigstens müssen wir ihr jetzt nicht die Augen verbinden“, fügte er ironisch hinzu, während er auf seinen Wagen zuging, mit dem er und ein paar andere hergekommen waren.


RE: Behind The Locked Door - Oh Sang-chul - 09.03.2025

Sein Griff an ihrem Kinn wurde für ein paar Sekunden noch ein wenig fester. Der Kopf blieb immerhin auf den Schultern, die Augen kniff sie aber zu, als würde sich somit um sie herum alles in Luft auflösen. Na, wenn das Leben so einfach wäre. „Oder ein Problem weniger. Hattest du nicht gesagt, wir flicken sie zusammen? Nähen das Teil einfach wieder an.“ Dann hatten sich seine Finger schon wieder gelockert und sie bekamen die Informationen, die sie etwas wertvoller machten. Wenn es denn stimmte, was da so aus ihrem Mund gestolpert kam. Jeder konnte behaupten reiche Eltern zu haben, am Ende würde es die Kleine erstmal beweisen müssen. „Ich bin gespannt, ob es wirklich was zu holen gibt oder ob sie uns nur das Blaue vom Himmel lügt.“ In der Not taten Menschen eben Dinge. Dumme Dinge. Manchmal auch sehr ehrliche Dinge, aber die meisten waren doch eher von der dummen Sorte.
Nur mussten sie erstmal aus diesem Keller raus, wenn sie die Geschichte der Kleinen überprüfen wollten. Half nur nicht, dass sie sich dabei wie eine leibhaftige Kratzbürste verhielt und sich von Sang-chul nicht anpacken lassen wollte. Ihre Nägel bohrten sich unangenehm in seine Haut, hinterließen feine Striemen auf dieser. Kurz zuckte sein Blick mit einem schiefen Grinsen zu Byung-ho. „In ´nem anderen Kontext wären die mir lieber.“ Und so gab es noch eine Ruck an ihrem Arm, damit sie die Scheiße sein ließ. Etwas, was ungefähr zwei Sekunden hielt, bevor die Nägel wieder da waren. „Wehe ich krieg‘ Tollwut oder so einen Scheiß.“

Das Mädchen war wirklich nervig. Sang-chuls Finger an ihrem Oberarm, bohrten sich in ihre Haut. Sein Griff, wie der eines Schraubstocks und trotzdem stemmte sie sich immer wieder gegen ihn, versuchte sich loszureißen. Hoffentlich besaßen ihre Eltern wirklich Kohle und sie laberte nicht nur, um ihren Arsch zu retten. Ihre Panik in allen Ehren, aber sollte sie nicht einen kleinen Hauch von Dankbarkeit zeigen? Immerhin musste sie nicht mehr in dem muffigen Keller ihr Dasein fristen… vorausgesetzt, sie landete nicht direkt irgendwo in einem anderen Keller. Ganz sicher nicht in dem von Sang-chul – zugegeben hatte er auch keinen, aber selbst wenn, nein danke. Und so zog er sie unbarmherzig hinter sich her, ließ sie stolpern und störte sich wenig an den Leichen, die sie hier verteilt hatten.
Der Soju, der herumgereicht wurde, klang in seinen Ohren echt verlockend. „Vielleicht sollten wir ihr was einflößen, damit sie entspannter wird. Hör auf mir den Arm zu zerkratzen, Kleine!“, den letzten Satz zischte er in ihre Richtung und zog einmal etwas stärker an ihrem Arm. Der Ausgang lag vor ihnen, sie traten ins Freie und… die Lichter gingen aus, bei ihr. Die Beine gaben unter ihr nach, sie kippte in die Richtung von Chul, sodass dieser sie zwangsweise in seinen Armen auffangen musste. DAS hatte ihm ja gerade noch gefehlt. „Super…“, brummte er und legte seine Hände an ihre Hüften, um sie dann mit einem Uff auf seine rechte Schulter zu befördern. Tja, dann trug er sie eben wie einen Sack Reis durch die Weltgeschichte. Nichts, was heute auf seiner To-Do-Liste gestanden hatte.
„Ich hätte sie so oder so in den Kofferraum geworfen. Sie stinkt.“ Und das bemerkte er jetzt, wo sie über seiner Schulter lag, noch mehr. Ein beißender Geruch stieg ihm in die Nase; eine Mischung aus Angstschweiß, Blut und sonst was. Er trug sie zum Auto und blieb am hinteren Ende stehen. Mit einem Nicken deutete er auf den Kofferraum. „Mach mal auf. Ich teile mir garantiert keine Rückbank mit ihr.“ Die Nase rümpfend wartete er, bis Byung-ho seiner Bitte folgte und der Kofferraum aufsprang. Er hievte sie von seiner Schulter und schmiss sie in den Kofferraum hinein. Die Klappe schlug er danach wieder zu und wischte sich seine Hände an der Hose ab... nur um sicherzugehen. Seufzend zog er eine Schachtel Kippen hervor, die ziemlich ramponiert aussah. Einen der Glimmstängel schob er sich zwischen die Lippen und zündete ihn an. „Aufräumen können die anderen. Bringen wir das Geschenk zum Boss?“ Er lehnte sich gegen den Wagen, blies den blauen Dunst in die Luft.